Deutschland, du "Strombettler"?
Veröffentlicht am 22. Oktober 2023
Seit Monaten liefern sich deutsche Boulevardzeitungen eine Schlacht um das populärste "Energiewende-Narrativ", was die Stromerzeugung angeht. Nach der "russischen Gasknappheit" (2022) kam der Atomausstieg (2023). Im Frühsommer folgten dann Zeitungsberichte, nach denen die Erneuerbaren Energien angeblich "niemals eine große Industrienation mit Strom und Wärme versorgen könnten" ("Heizungsgesetz"). Am 8. August 2023 titelte die BILD-Zeitung schließlich: "Neuer Bericht zeigt: Deutschland wird zum Strombettler".
Trotz zahlreicher Richtigstellungen, die umgehend und konsequent von Experten veröffentlicht wurden, hält sich speziell dieses Narrativ des "deutschen Strombettlers" erschreckend lange.
Prof. Bruno Burger und Dr. Christoph Kost (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE) stellen in dieser Podcastepisode dar, wie ein zunehmender europäischer Stromhandel (für jedes teilnehmende Land!) zu günstigeren und gleichsam grüneren Stromimporten führt.
Die Kernpunkte, die in diesem Podcast thematisiert werden:
1) Strom-Abhängigkeit Deutschlands: Deutschland könnte zu jeder Zeit (Saison und Tageszeit!) seine eigene Stromlast selbst tragen. Da der europäische Stromhandel aber einen noch viel grüneren und kosteneffizienteren Strommix ermöglicht, raten Experten stark ab von einer Rückkehr in eine landeseigene Strom-Autarkie. Aber (nochmal): Deutschland könnte zu jeder Zeit (Saison und Tageszeit!) seine eigene Stromlast selbst tragen.
2) Grüner Strommix: Deutschlands verbraucht seit einigen Monaten immer weniger Steinkohle, um seinen Strombedarf zu decken. Dies hat hat in erster Betrachtung nichts mit dem Atomausstieg (April 2023) zu tun. Es zeigt aber, wie wenig Einfluss der Atomstrom auf den dt. Strommix zuletzt hatte.
3) Deutschland importiert zwar immer noch Atomstrom aus Frankreich (dieser deckte im August ca. 3% des dt. Gesamtverbrauchs). Diese Importe finden aber vermehrt im Sommer statt - und nicht, wie oft behauptet, im Winter.