Forschung
Überblick
Der Exzellenzcluster POLiS erforscht neue Batteriematerialien und Technologiekonzepte für eine leistungsfähige und nachhaltige Speicherung elektrischer Energie. Ziel des Clusters ist es, Elektrodenmaterialien und Elektrolyte zu entwickeln, die nachhaltige Systeme auf der Basis von Natrium-, Magnesium-, Aluminium-, Kalzium- und Chlor-Ionen ermöglichen. Größere Hürden für Entwicklung und Einsatz von Post-Lithium-Systemen und damit die Legitimation für unsere Forschung sind:
- Niedrige Mobilität von Ionen in Festkörpern und Flüssigkeiten
- Fehlen maßgeschneiderter Materialgrenzflächen mit geeigneten Ladungstransfer-Eigenschaften
- Schnelle Alterung von Aktivmaterialien und Elektrolyt
- Unzureichende Reversibilität bei Be- und Entladeprozessen
Die großen Herausforderungen unseres Forschungsvorhabens werden in vier Forschungsbereichen behandelt, die sich den Schwerpunktthemen Elektrodenmaterialien, Elektrolyte, Grenzflächen und Integration & Nachhaltige Zelltechnik widmen. Die Forschergruppen sind in 14 Arbeitspaketen organisiert, die interdisziplinäre Projekte umfassen. Der Cluster verfolgt einen multidisziplinären Ansatz, der Nass- und Festkörperchemie, Elektrochemie, atomistische und Kontinuums-Modellierung mit Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik verbindet. Die erarbeiteten Konzepte werden auf Batterie-Vollzellen übertragen, um sie auf Leistungsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Sicherheit zu überprüfen. Es gibt eine rasch steigende Nachfrage für zukünftige Batterien, die Folgendes umfassen und unsere Forschung definieren:
- Nachhaltige Materialien und Herstellungsverfahren
- Erhöhte volumetrische/gravimetrische Energiedichte
- Eigensichere Konstruktion
- Lange Betriebs- und Haltbarkeitsdauer
- Niedriger Preis pro kWh
Die Natrium-basierte Batterie gehört zu den am weitesten fortgeschrittenen Post-Lithium-Technologien. Sie steht im Vergleich zu anderen Post-Li-Technologien bereits näher an der Markteinführung, bietet aber eine Speicherleistung, die unter der von Lithium-Ionen-Batterien liegt. Dagegen steht die weitaus bessere Verfügbarkeit von Natrium, was im Vergleich zu den derzeitigen Lithium-Ionen-Batterien zu niedrigeren Kosten und größeren Produktionsmengen führen könnte. Die Markteinführung von Natrium-Ionen-Batterien wird sich deshalb zunächst auf Nischenanwendungen, z.B. in Powertools und für den stationären Bereich beschränken. Um dieses System weiterzuentwickeln, werden die grundlegenden Faktoren, die die Leistung von Elektrodenmaterialien und Elektrolyten in Bezug auf Energiedichte, Sicherheit und Kosten begrenzen, von POLiS ganzheitlich behandelt. Dazu gehört das Verständnis der Insertions- und Umwandlungsmechanismen in anorganischen und organischen Materialien und der ionische Transport.
Magnesium bietet viele nützliche Eigenschaften für die elektrochemische Energiespeicherung: Es ist in hohem Maße auf der Erde vorhanden und ungiftig, transportiert zwei Ladungen pro Mg-Ion anstatt nur einer (wie z.B. Lithium), und ermöglicht hinreichend hohe Zellspannungen. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Abscheidung von Magnesium an der negativen Elektrode einer Batterie nicht wie bei Lithium zur Dendritenbildung und damit Kurzschlüssen führt, so dass das unverdünnte Magnesium-Metall als sichere Anode mit sehr hoher Kapazität eingesetzt werden kann. Damit hat die Mg-Batterie großes Potential, sich zu einer sicheren, nachhaltigen und leistungsfähigen Batterietechnologie zu entwickeln.
Wichtige Hindernisse auf dem Weg zu einer wettbewerbsfähigen Magnesium-Batterie sind die geringe ionische Mobilität des Ions in Festkörpern und Flüssigkeiten, die unzureichende Kapazität der positiven Elektrode und die kinetischen Barrieren, die mit dem ionischen Transport und der Insertion verbunden sind und zu Effizienzverlusten der Batterie führen. Innerhalb des Clusters versuchen wir diese Hindernisse besser zu verstehen, und auf Basis dieses Verständnisses auszuräumen, um innerhalb der nächsten Jahre einen Prototyp einer Magnesium-Batterie zu entwickeln.
Erste theoretische Untersuchungen und experimentelle Studien haben gezeigt, dass Batteriesysteme auf Basis von Aluminium, Kalzium oder Chlor nachhaltig und sicher sind sowie hohe volumetrische Energiedichten bieten. Studien zu Elektrolyten und Interkalations- und Konversionselektroden sind jedoch noch nicht so weit fortgeschritten wie im Fall von Na- oder Mg-basierten Batterien. POLiS-Forschende konzentrieren sich darauf, den aktuellen Wissensstand erheblich zu erweitern und den Technologie-Reifegrad der verschiedenen Batteriekomponenten zu erhöhen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzipieren und realisieren Machbarkeitsstudien von Zellen, um weiterführende Bemühungen hin zur Zellfabrikation zu ermöglichen. Die experimentellen Arbeiten an den Zellkomponenten werden durch die theoretische Modellierung von Wirtsstrukturen und Elektrolyten sowie durch Nachhaltigkeitsstudien und Lebenszyklusanalysen ergänzt.