5 Mrd. € NETZKOSTEN (2025) für verpennten Netz-Ausbau?

Veröffentlicht am 2. Februar 2025
Unser Podcastgast Prof. Lion Hirth (Hertie School Berlin) analysiert täglich Deutschlands Energiemärkte. Unübersehbar dabei, dass die Übertragungsnetze immer öfter an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Obwohl er keine Angst vor einem bevorstehenden Blackout hat, sieht er doch eine wachsende Ineffizienz, die Deutschland jedes Jahr immer teurer zu stehen kommt: Fünf Mrd. Euro an Kosten pro Jahr fallen mittlerweile dafür an, dass der Strom überall im Land gleich viel kostet - die sog. "einheitliche deutsche Strompreiszone" (scherzhaft fiktiv auch "Kupferplatte" genannt). Hirth und seine Kollegen empfehlen nun eine Lösung, die nicht allen gefallen dürfte.
Deutschlands Elektrizitätsnetzen entstehen immer dann hohe Kosten, wenn Übertragungsnetze den Strom nicht gleichmäßig in ganz Deutschland verteilen können. Dann stehen Windkrafträder ungeplant still, PV-Parks werden abgestellt und Gaskraftwerke springen anderenorts ein: "Die einen bekommen für die Produktion mehr Geld als den einheitlichen Strompreis, die anderen bekommen Geld dafür, dass sie nicht produzieren", so Hirth. Im Gegensatz zur Bundespolitik geht er nicht davon aus, "dass die dafür verantwortlichen Netzengpässe auf absehbare Zeit gelöst werden". Der Netzausbau werde dauerhaft zu langsam sein.
Dabei wäre es relativ einfach, die "Spielregeln des Strommarktes" zu ändern: Eine Aufteilung der deutschen Strompreiszone würde zum Beispiel viele Probleme lösen:
- drastische Reduzierung von Redispatch- und Abregelungskosten
- effizientere Einspeisung von erneuerbaren Erzeugern
- netzdienliches Laden von Batterien
- reale Lastverschiebung von Verbrauchern
- Bauanreiz für Erneuerbare Erzeuger am richtigen Standort
Genau diesen Weg sind die skandinavischen Länder bereits gegangen: Norwegen hat fünf Preiszonen, Schweden hat vier, sogar Dänemark ist in zwei Zonen unterteilt. Prof. Hirth denkt daher sogar über sogenannte "lokale Strompreise" nach. Dadurch würden nicht nur zwei, drei, vier oder fünf deutsche Strompreiszonen entstehen, sondern gleich mehr als 500 Zonen. Nämlich jeweils an den Umspannwerken einer jeden Stadt. Das "Maximum an Effizienz, Kosten, Digitalisierung und Marktdenken" hat nur einen Nachteil: Einige deutsche Regionen werden wohl im Schnitt höhere Strompreise zahlen müssen als bisher gewohnt.
Lion Hirth auf Linkedin: https://www.linkedin.com/posts/lionhirth_lokale-preise-activity-7281983242486837249-hEZB
Die Ergebnisse der "#Bidding #Zone #Review" werden verzögert veröffentlicht. Der europäische Netzbetreiber #ENTSO-E bestätigte eine Verzögerung der "Gebotszonenüberprüfung" vom 27. Januar auf das Frühjahr 2025.
